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Zum Begriff des Exils --
Von einer politischen Ursache befreit sehe ich Exil als die Wahl eines neuen Stand-Ortes aus einem fremd-gegebenen Ursprung.
Der Ort des Exils hat fuer uns doch auch immer etwas romantisches. Wir, als Westeuropaeer in der Moderne, fluechten, aus den verschiedenen historischen Gruenden doch immer an einen Ort an dem wir genausogern Urlaub machen koennten.
Kuenstler treffen sich im Exil, entwickeln eine noch konzentriertere Gemeinschaft als zu Hause - entfliehen zwar Repressionen und dem was man Heimat nennen mag, aber der Ort den sie waehlen, waehlen sie selbst und sehr bewusst. Es gibt Orte die mehr als andere als Exil geeignet scheinen. Was macht einen Ort zu einer Exil-option?
Wo ist Cassablanca jetzt auf dieser Landkarte ? Der Begriff Exil bringt den Akzent von Zeit in die Geografie.
New York ist wieder auf dieser Landkarte. Mehr als es vielleicht vor einigen Jahren war. Wenn man vor das Wort Politik das Wort Kultur setzt und den Zwang der Flucht mit der Suche, dann kann man die Situationen ueber die Zeit durchaus vergleichen.
Es ist keine Emmigration in eine bessere wunderbare Welt, in dieser Suche, nicht den Ursprung ganz verlassen, nur diesen Zwang genuege tun ein Umfeld in die eigene Entwicklung einzulassen, welches immer schon da ist, aus Medien, Erinnerungen, Wertvorstellungen, es zu ueberpruefen und mit dem allen seinen Vorurteilen zu vergleichen.
Das Exil lebt von der Spannung zwischen der Erinnerung des Vertrauten und dem Realen Neuen.
Das Selbst bleibt in seiner Traegheit zurueck, Neues wird scheinbar ewig nur in Relation zu Erfahrung betrachtet.

Zur visuellen Agnosie
nicht als verzerrung sondern im gegenteil als restwert, als struktureller rahmen.
Hier zu nochmal den text von Oliver Sacks - The man who mistook his wife for a hat Erfahrungen eines Psychiaters, mit einem menschen welcher Dinge nur noch in ihrer Abstarktion wahrnimmt. Aehnlich wie ein computerprogramm/ roboter aufgund nach mustern sucht um erfahrung zu simulieren.
He saw nothing as familiar.Visually, he was lost in a world of lifeless abstractions. It wasn't merely that he displayed the same indifference to the visual world as a computer construes it, by means of key features and schematic relationships. The scheme might be identified - in an 'identi-kit' way - without the reality being grasped at all.
The visualisation of faces and scenes, of visual narrative and drama- this was profoundly impaired, almost absent. But the visualisation of schemata was preserved, perhaps enhanced.

Zurueck zum Atelierboden -
mit Unterstuetzung eines Konzeptes aus dem vorhjahr, welches es nicht zur realisation geschafft hat, kann ich vielleicht einen persoenlichen bezug erklaeren.
- dabei geht es um vertraute werte (masstaebe) mitzunehmen und als hilfe benutzen um das neue richtig in die persoenliche datenbank an erfahrung einzuordnen.
- vielleicht kann man behaupten das jeder nur sehr wenig absolute werte mit sich fuehrt, teilweise aus der eigenen kindheit, etc. (schweinsbraten bei oma, ..) oder gesammelt. aber alles was neu dazukommt wird, wenn es ein bestimmtes mass der gleichwerigkeit mit anderen dingen/erfahrungen hat, an diesen gemessen. nur wenn es sich nicht genuegend deckt, bestimmt es einen eigenen wert.

Auszug aus einem Projekt 98
Wenn man seinen gewohnten Kulturkreis verlaesst um an einem anderen Ort zu leben bedeutet dies immer Veraenderung in vielerlei Hinsicht. Nicht nur Waehrungs- und Sprachprobleme muessen ueberwunden werden, sondern auch viele Verhaltensmuster sind nicht mehr anwendbar. Gewohnheiten werden umgestellt, Tagesablaeufe sind nicht mehr einzuhalten, Rituale brechen auf.
Viele dieser Umstellungen ueberraschen, manche neue Notwendigkeiten sind nicht sofort schluessig, einiges an Wahrnehmung bleibt vorerst unverstanden. Dabei geht es nicht um absolute Werte sondern um neue Verhaeltnismaessigkeiten; Einbauherde erscheinen breiter, Getraenke kleiner, Distanzen leichter bewaeltigbar und so weiter.
Der Besucher, Urlauber nimmt eine neue Umgebung nur sehr fluechtig wahr, seine Aufzeichnungs- und Analyse-Werkzeuge beschraenken sich meist auf Fotoapparat, Videokamera und vielleicht Tonaufzeichnung.
Der Emmigrant muss viel weitergehender differenzieren und auf Veraenderungen reagieren.
Hier hilft die Exil-Membrane.


Riesenrad-O-Meter

.... etc.

Zu den Fragen:
Wie definiert sich der Atelierboden unter diesen Voraussetzungen in Bezug zur bisherigen klarenformalen und inhaltlichen Stringenz. Wird er Benutzeroberflaeche - Off placeunterschiedlichster Handlungsformen. Zur Bildflaeche/Datentraeger - Mit Ablagerung und Verfuegbarkeit von Wahrnehmung und Information(Netzwerk?).

-- Ich sehe ihn nicht als Flaeche, sondern als abstraktes Mass -- als Raum-Verhaeltnis welches mit Erfahrung / Erinnerung verbunden ist.
-- Scheinbar in der romantisierten Sammlervorstellung, das Bild welches sosehr an die glueckliche Kindheit, oder Szenen daraus, erinnert, nun selbst zu besitzen.

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manuel